27. Mai 2010

- Rezension - Blumen für den Führer von Jürgen Seidel

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Titel: Blumen für den Führer
Autor: Jürgen Seidel
Genre: Historischer Jugendroman
ISBN: 978-3-570-13874-8
Verlag: cbj, 2010 








 „Ein so ungewöhnlich hübsches Gesicht wie deines kann es zum Beispiel nur in unserem Volk geben und nicht in Russland, das leuchtet jedem ein.“

1936. Drei Jahre nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten sollen in Deutschland die 36. Olympischen Spiele stattfinden. Menschen von nah und fern werden erwartet. Der Führer Adolf Hitler wird als weltoffener Mensch präsentiert. Während er für die einen die Rettung für Deutschland initiiert, ist er für die anderen der personifizierte Schrecken. Die Meinungen sind umstritten, doch die Mehrheit ist davon überzeugt, dass der Führer das Deutsche Reich wieder zu einem eigenständigen und ruhmreichen Land machen kann. Auch die Mädchen auf Haus Ulmengrund, einem Mädchenpensionat im Mittelgebirge Rhön, vergöttern den Führer. Darunter ist die fünfzehnjährige Renate Anstorm. Allgemein als Reni bekannt, wird sie von jedem geliebt und geschätzt. Mit einer regen Fantasie unterhält sie stets ihre Freundinnen im Mädchenpensionat, auf dem sie seit nunmehr vier Jahren lebt. Doch jetzt erfährt sie, dass sie kein Waisenkind ist, so wie die anderen Mädel. Ihr Vater Graf Haardt ist der Besitzer des Pensionats und der Ländereien rundherum. Nachdem Reni dies erfährt, verändert sich ihr Leben von einen auf den anderen Tag. Sie, welche allgemein als Tausendschön bekannt ist, soll dem Führer bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Berlin einen Blumenstrauß überreichen.

Jürgen Seidel ist deutscher Schriftsteller, welcher 1948 in Berlin geboren wurde. Vor seinem Abitur lernte er die Welt kennen. Von Australien über Südostasien und Kanada, kam er letztlich wieder nach Deutschland. Mit Blumen für den Führer veröffentlicht Seidel, neben Das Geheimnis um die Seelenpest, einen weiteren Jugendroman mit historischer Handlung.

In Seidels Roman spielt Reni Anstorm die Schlüsselrolle. Als scheinbare Waise wird sie eines Tages ihrem Vater vorgestellt, der sie in den Kreis der Schönen und Reichen integrieren möchte. Vieles was für das Mädchen vorher unvorstellbar war, stellt sich als gar nicht so unrealistisch heraus. Obwohl Renate ein sehr gelassenes Kind ist, wächst ihre Aufregung bis ins Unermessliche, bis sie schließlich im Berliner Olympiastadion vor dem Führer höchstpersönlich steht. Viele Berühmtheiten, wie Julius Schaub, den persönlichen Chefadjudanten des Führers, oder Viktoria von Dirksen, welche im Berliner Hotel Kaiserhof regelmäßig Soireen mit Persönlichkeiten des Naziregimes veranstaltete, lernt Reni während ihrer Zeit mit ihrem Vater kennen. Doch auch wenn dies noch so viel Schönes für die heranwachsende Frau mit sich bringt, muss sie vieles hinter sich lassen. Ihre Freundinnen, wie auch ihre Liebe zu Jockel.

Jürgen Seidel erzählt mit Blumen für den Führer eine bewegende Geschichte eines jungen Mädchens, kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Im Gegensatz zu vielen anderen Romanen, die während der Zeit des Nationalsozialismus spielen, spiegelt der Autor nicht die Rolle der Verfolgten wider. Vielmehr wird die Seite der Befürworter der Nationalsozialisten beleuchtet. Für die meisten ist es bis heute unvorstellbar, warum die Menschen diesem Mann gefolgt sind und ihm vertraut haben. In Anbetracht der Zeit ist dieser Gedanke jedoch nicht unbedingt verwerflich. Mit der Besiegelung des Versailler Vertrages wurde Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg zu Reparationszahlungen, sowie Gebietsabtretungen verpflichtet. Für viele Anhänger der NSDAP bestand die Hoffnung darin, dass der neue Reichskanzler Deutschland zur Unabhängigkeit und neuer Macht verhilft.

Auf insgesamt 420 Seiten bringt der Autor einen sehr umfangreichen, aber dennoch leicht verständlichen Jugendroman auf den Buchmarkt. Begriffe, wie der „Versailler Schandvertrag“ und wichtige Personen werden in einem Glossar jugendgerecht erläutert. Für viele mag seine Darstellung der deutschen Geschichte verherrlichend wirken. Dennoch ist nicht zu verleugnen, dass die Diktatur unter Adolf Hitler ohne die richtige Unterstützung nicht so aufgeblüht wäre.

Blumen für den Führer von Jürgen Seidel ist ein sehr lesenswerter Roman für Jung und Alt. Sicherlich profitieren nicht nur Jugendliche ab zwölfJahre von der Geschichte. Die einfühlsamen und bildlichen Beschreibungen geben dem Roman die richtige Farbe, um dem Leser ein rundes Gesamtbild zu liefern. Man lebt mit den Figuren, hofft und bangt mit ihnen, ohne dabei den bitteren Unterton dieser Epoche zu vergessen.

Fazit: Ein erstklassiger Jugendroman, der die andere Seite des „Dritten Reichs“ beleuchtet und zum Nachdenken anregt. Prädikat wertvoll!

Bewertung: (6 von 7)




Diese Rezension ist außerdem auf dem Lesesaal der FH Köln zu finden.

19. Mai 2010

- Ich lese gerade - Die geheime Sammlung von Polly Shulman

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Nach der Beendigung von "Blumen für den Führer" von Jürgen Seidel, beginne ich nun mit "Die geheime Sammlung" von Polly Shulman. Ein Buch mit einem richtig tollen Cover verspricht auch vom Inhalt viel.

Inhaltsangabe vom PAN-Verlag:
"Ich halte mich für ziemlich helle. Ich bin kein Mädchen, das glaubt, dass die Wirklichkeit wie ein Märchen ist. Aber als ich den Spiegel sprechen hörte, da wusste ich, dass ich mir das nicht eingebildet hatte. Das war Zauberei!"

Es ist nicht leicht, eine Außenseiterin zu sein. Doch dann bekommt Elizabeth einen Aushilfsjob in einem ganz besonderen Museum, dem New Yorker Repositorium der verleihbaren Schätze, in dem man Kunst und Krempel, Wertvolles und Verrücktes ausleihen kann: alte Möbel, schönen Schmuck, eine Perücke, mit der Marie Antoinette einst durch ihr Schloss stolzierte. In den geheimnisvollen Lagerhallen fi ndet Elizabeth aber auch endlich echte Freunde, die bereit sind, mit ihr durch Dick und Dünn zu gehen. Und die braucht sie dringender, als sie geahnt hat – denn verborgen im Keller gibt es noch eine ganz besondere Sammlung, deren Schätze allesamt magische Kräfte haben. Nun beginnt jemand, ihnen den Zauber zu rauben. Nur Elizabeth kann dies verhindern, aber damit bringt sie sich selbst in große Gefahr …

Eine Leseprobe findet ihr hier.

Vielen Dank an den PAN-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.

17. Mai 2010

- Event - Das Jahr der Bücherverbrennungen 1933

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Grafik aus dem Programmflyer
Im Jahr der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde durch studentische Mitglieder eine Bewegung in Gang gesetzt, die die Vernichtung Bücher von jüdischen, marxistischen und parzifistischen Autoren zur Folge hatte. Aus zahlreichen Bibliotheken wurden Bücher ausgewählt, die im Zuge von Verbrennungen zwischem dem 10. und 21. Mai 1933 vernichtet werden sollten. Auf öffenltichen Plätzen deutschlandweit wurden in dieser Zeit Millionen Bücher Opfer der Flammen bei der "Aktion wider des undeutschen Geistes".

77 Jahre danach gedenken Menschen weltweit dieser Opferung des Kulturgutes. Am 17. Mai 1933 fanden in Köln Bücherverbrennungen statt. Zum Gedenktag der Bücherverbrennungen in Köln veranstaltet die Fachhochschule Köln ab 16:45 Uhr einen Vortrag und Rundgang durch die Kölner Südstadt unter dem Thema "Spuren der NS-Zeit in Köln". Die Verbrennungen fanden damals vor dem Gebäube der Alten Universität auf der Claudiusstraße 1 statt, welche heute einen Standort der FH Köln bildet. Der Rundgang findet ab 17:30 Uhr für alle Interessierten statt. Der Eintritt ist frei. 

Was: "Spuren der NS-Zeit in Köln": Vortrag und Rundgang durch die Kölner Südstadt
Wann: 17. Mai 2010, ab 16:45 Uhr im Mevissensaal (Haupteingang, Treppe geradeaus)
Wo: Fachhochschule Köln, Claudiusstraße 1, Köln
Eintritt frei!

Einen Flyer zur Veranstaltung ist hier zu finden. 
Literaturempfehlungen zum Thema Bücherverbrennungen: 



Weiterführende Links:

Die Bibliothek verbrannter Bücher
Auf den Seiten des Hauses der Bayerischen Geschicht gibt es interessante Informationen mit Dokumentation zu den Bücherverbrennungen
Propagandafilm zur Bücherverbrennungen vom Deutschen Historischen Museum
Ein Artikel von Die Zeit zum Thema "Aber links ist vorbei"

12. Mai 2010

- Ich lese gerade - Zweierlei: Blumen für den Führer und Bluttrinker

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Im Buch lesen



Lesen Sie im Buch


Normalerweise mache ich soetwas ja nicht, aber da ich "Blumen für den Führer" von Jürgen Seidel für ein Seminar bis nächste Woche Donnerstag gelesen und rezensiert haben muss, lese ich "Bluttrinker" von Stephan R. Bellem parallel.

Leseprobe zu "Bluttrinker" von Stephan R. Bellem.

Ich hoffe ich komme in den nächsten Wochen regelmäßig zum Schreiben. Da ich jetzt mit meiner Abschlussarbeit beginne, wird die Zeit knapp und die Zeit zum Lesen sinkt ins negativ Unendliche. Ich werde dennoch versuchen Euch stets auf dem Laufenden halten, auch wenn nicht so viele Rezensionen dabei sein werden. 

Falls Ihr am Wochenende noch nichts vorhabt... In Düsseldorf ist wieder Büchermeile an der Rheinpromenade. 


Lieben Gruß,
Eure Mandy

9. Mai 2010

- Rezension - Alle sieben Wellen von Daniel Glattauer

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Gattung: Roman, Unterhaltung
ISBN: 978-3552060937








„Gut gegen Nordwind“ geht nahtlos mit „Alle sieben Wellen“ weiter. Eine weitere Fahrt der Achterbahn der Gefühle beginnt.

Emmi und Leo begeben sich auch nach Boston wieder in die Gefilde der Emailbotschaften. Doch diesmal ist es ernster. Die Gefühle sind klarer, doch das Aufschreiben umso schwerer. Es herrscht ein stetiges auf und ab zwischen „In freudiger virtueller Verbundenheit“ und „Ich hätte dir nicht antworten dürfen“. Ob dieses virtuelle Traumpaar jetzt ihr Miteinander findet?

Gefühlvoll, atemberaubend, traurig und schön, all das ist die Geschichte um das Liebespaar der Gegenwart, welches durchaus mit Romeo und Julia konkurrieren kann. Daniel Glattauer schafft es die Gefühle zweier Menschen so klar zu formulieren, aber auch wiederum zu verheimlichen, dass der Leser darauf fiebert das Ende zu erfahren. Ebenso erreicht Glattauer ein Niveau die Gefühle eine Frau widerzuspiegeln, dass man ihn als Frauenversteher bezeichnen könnte.

Die Emailkorrespondenz der beiden Protagonisten ist voller Energie, aber auch voller Geheimnisse. Sie versuchen sich stets voneinander zu distanzieren, doch mit der Zeit schwindet diese Grenze immer mehr ins Unermessliche. Der Leser bangt und hofft. Will das Ende wissen aber auch nicht wissen. Es ist ein ewiges Auf und Ab.

Die Geschichte um Emmi Rothner und Leo Leike hat Daniel Glattauer zu einem der bekanntesten Autoren im deutschsprachigen Raum gemacht. Er ist österreichischer Schriftsteller und hat bisher zehn Bücher geschrieben, die zum größten Teil im Zsolnay und Deuticke Verlag erschienen sind. Mit „Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben Wellen“ hat er eine Liebesgeschichte zum Leben erweckt, die nicht nur von Frauen, sondern auch von Männern gelesen wird.

Eine Liebesgeschichte, die Shakespeare nicht besser hätte in Szene setzen können, findet nun ihren Abschluss.

Fazit: Eine Leseerkenntnis für jedermann. Wer Emmi und Leo in noch nicht verfallen ist, wird es in „Alle sieben Wellen“ von Daniel Glattauer.

Bewertung: (6 von 7)





Anmerkung: Diese Rezension ist etwas kürzer, da ich nicht zu viel vom Inhalt verraten wollte und auch Leser, die "Gut gegen Nordwind" noch nicht gelesen haben, sollen diese Rezension lesen können ohne gespoilert zu werden.

8. Mai 2010

- Event - Tolkien Tag Niederrhein 2010

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Plakat zum Tolkien Tag
Nach dem ersten deutschen Tolkien Lesetag, findet vom 29. bis zum 30.Mai nun das nächste Tolkien Event statt - der 2. Tolkien Tag am Niederrhein. Auf dem Herrenhaus Steprath erwartet Tolkien Fans oder die, die es noch werden wollen allerlei Fantastisches. Workshops, Lesungen, Bogenschießen und Vorträge laden zu einer Reise nach Mittelerde ein. Die Welt, die J.R.R. Tokien geschaffen hat, zum Anfassen nah. Mit internationalen Speisen ist auch für das leibliche Wohl gesorgt.

Wer mehr über dieses ganz besondere Event erfahren möchte, kann sich unter www.tolkien-tag-niederrhein.de informieren. Mehr über die Deutsche Tolkien Gesellschaft findet man auf  www.tolkiengesellschaft.de.

 





„Mittelerde“ erwartet seine Besucher am 29. und 30. Mai 2010:
am Samstag, von 11:00 Uhr bis 20:00 Uhr
am Sonntag von 11:00 Uhr bis 18:00 Uhr.
Einlass ist jeweils ab 10:00 Uhr


Herrenhaus Steprath in Geldern
Ort:
Herrenhaus Steprath
Am Bröckelken 35
47608 Geldern
Deutschland

Eintrittspreise:

Tageskarte: 3 €
Wochenendkarte: 5 €
Kinder bis 12 Jahren haben freien Eintritt

4. Mai 2010

- Aktion - Werde auch Du ein Buchpate!

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Nicht erst seit heute haben Bibliotheken Probleme genug Etat zur Verfügung gestellt zu bekommen, um den Wünschen ihrer Kunden gerecht zu werden. Deshalb wurde in Städten deutschlandweit die Aktion Buchpate ins Leben gerufen. Jeder, der möchte, kann einen geringen Beitrag leisten, um seine Bibliothek attraktiver zu gestalten.

Dabei können die Beiträge ganz unterschiedlich aussehen.

Bei der Stadtbibliothek Duisburg ist es zum Beispiel möglich ein Buch in einer Partnerbuchhandlung zu kaufen und dieses dann der Bibliothek zukommen zu lassen. Andere Bibliotheken wiederum haben eine Liste an Büchern, die man der Bibliothek schenken kann. Eine weitere Möglichkeit besteht darin die Restaurationsarbeiten der Biblitohek zu unterstützen.

Aktionsplakate der Stadtbibliothek Duisburg
Am besten gefällt mir persönlich die Idee mit dem selbst ausgewählten Buch. Auf Wunsch wird man in dem jeweiligen Buch vermerkt und darf es zudem als erster Lesen.

Eine tolle Aktion, die gar nicht so viel Geld von einem abverlangt, aber für Menschen, die Bücher lieben oder, die die Freude am Lesen mit ihrem Lieblingsbuch weitergeben möchten, ist es nur ein kleiner Beitrag zu etwas ganz Großem. 

Mal sehen welches Buch ich auserwählen werde.

Wenn Ihr mehr zu der Aktion in Eurer Stadt erfahren wollt, gebt einfach Euren Ort und das Wort Buchpate bei Google ein. Vielleicht werdet Ihr dann ja auch bald Buchpate.

3. Mai 2010

- Die Aprilempfehlung - Über Hexenverbennungen und friedliche Kleinstädte

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Leider war der vergangene Monat für mich eher enttäuschend, weshalb ich auch nicht unbedingt motiviert war meine Lektüren schnell zu beenden. Dafür kann ich auf ein zweites Interview mit Tanja Pleva zu ihrem aktuellen Roman "Gottesopfer" zurückblicken, sowie auf mein erstes Interview mit Lea Korte zu ihrem aktuellen Roman "Die Maurin".

Gelesen: 
Die Magier von Montparnasse von Oliver Plaschka
Gottesopfer von Tanja Pleva
Fantastische Wesen 

Angelesen:
Bluttrinker von Stephan R. Bellem

Gehört:
Vom Sumo, der nicht dick werden konnte von Eric-Emmanuel Schmitt
Darkside Park 1 (Folge 1 - 6) von Ivar Leon Menger

Angehört:
Unser Jahrhundert: Ein Gespräch von Helmut Schmidt und Fritz Stern

Und meine Empfehlungen lauten: 




Mal sehen wie der Monat Mai wird. Es warten u.a. folgende Bücher auf mich "Die geheime Sammlung" von Polly Shulman, "Blumen für den Führer" von Jürgen Seidel und "Die Maurin" von Lea Korte. Ich hoffe, dass ich trotz beginnender Abschlussarbeit Zeit haben werde zumindest zwei von den Büchern zu lesen.

1. Mai 2010

- Rezension - Vom Sumo, der nicht dick werden konnte von Eric-Emmanuel Schmitt [Hörbuch]

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Titel: Vom Sumo, der nicht dick werden konnte
Originaltitel: Le Sumo qui ne pouvait pas grossir (französisch)
Autor: Eric-Emmanuel Schmitt
Sprecher: Matthias Ponnier
Gattung: Zeitgenössische Literatur, Erzählung
Verlag: Der Audio Verlag, 2010
ISBN: 978-3-89813-945-8
Preis: 16,99
Laufzeit: 103 Minuten


Jun ist fünfzehn Jahre jung und lebt auf den Straßen Japans. Sein Geld verdient er mit dem Verkauf unseriöser Artikel. An seiner Verkaufsecke ist viel los, doch genau an der Stelle, wo Jun versucht seine Sachen an den Mann zu bringen, kommt jeden Tag aufs Neue Shomintso an ihm vorbei. "Ich sehe schon wie groß und stark du mal wirst“ , prophezeit er Jun immer und immer wieder. Ausgerechnet diesem kleinen schmächtigen Jungen, der kaum von der Seite zu sehen ist. Ein verrückter Gedanke, dass er einmal groß und stark wird. Eines Tages gibt Shomintso Jun eine Karte für einen Sumo Wettkampf. Ist es wirklich möglich, dass Jun eines Tages auch so ein kräftiger, strahlender Sumoringer wird?

Eric-Emmanuel Schmitt ist seit "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ ein weltweit bekannter Schriftsteller. Seine Erzählungen strahlen durch Weisheit, Witz und einer durch Metaphern geschmückten Geschichten. Sowohl als Dramatiker und Autor für Theater, Film und Fernsehen, werden seine Werke im Buchhandel und auf der Bühne dem Publikum zugänglich gemacht. Mit "Vom Sumo, der nicht dick werden konnte“ schließt der 1960 geborene Franzose seinen Zyklus um die Weltreligionen ab. Der Islam, das Christentum, das Judentum und der Buddhismus. All diese Weltreligionen vereinen sich in diesem Zyklus.

Mit Jun geht Schmitt auf die Suche nach dem Zen-Buddhismus. Der Weise Meister Shomintso hilft Jun seinen Weg des Lebens, den er verlassen hat, wieder aufzunehmen. Nachdem der Junge von einem ersten Sumowettkampf zurück kehrt, wird ihm klar, wer er einmal werden möchte. Ein mutiger und tapferer Sumokämpfer. Es kostet ihn viel Überwindung zu Shomintso zu gehen. Doch letztendlich ist es das Beste für ihn. Während Jun zu Anfang der Geschichte noch ein von seiner Vergangenheit geprägter Mensch ist, öffnet er sich zum Ende und findet den Sinn seines Lebens wieder. Es fällt ihm zu Anfang schwer zu akzeptieren. Er hält Religion für überflüssig und ist davon überzeugt, dass er auch gut ohne sie leben kann. Doch sein Meister überzeugt ihn vom Gegenteil. Erst dadurch schafft der junge Japaner es sein Herz zu öffnen, zu akzeptieren, seine Sinne zu schärfen und vor allen Dingen zu vergeben. 

Der 1940 geborene Matthias Ponnier setzt die Parabel einer Wandlung eindrucksvoll in Szene. Obwohl Jun wesentlich jünger ist, als der Sprecher, kommt es dem Hörer dennoch so vor, als ob der Ich-Erzähler Jun aus seinem Leben erzählt. Den einfachen Erzählstil von Schmitt setzt der Sprecher stimmungsvoll in Szene.

Fazit: Mit gerade einmal 103 Minuten Laufzeit ist "Vom Sumo, der nicht dick werden konnte“ eine schöne Geschichten, welche durch den einfachen, aber eindrucksvollen Erzählstil des Autors Eric-Emmanuel Schmitt besticht und eine Geschichte zum Nachdenken parat hält.

Bewertung: (5 von 7)